meine namen 31

das »ungehemmte individuelle« / mein gleichaltriger zwilling aldo: ständig im widerspruch mit der realität, unruhig, zum raufen aufgelegt, äußerlich auffällig, innerlich wüst, exzentrisch in allen fragestellungen und gedanken, lieb, wenn der regen fällt, zum versagen neigend in allem praktischen, häuslich schwierig, unerträglich an feiertagen, blau & grün / ablaufplan für dienstag: aufblühen, bei euch sein, bei mir sein, teilnehmen, unterschreiben, verabschieden, pyjama / dieses zusammenleben: nur ein »papierkorb der gefühle«?, ein plumper hammer, unter dem wir wohnen?

aus dem schwarzen buch:

1
ich verschwand nur zum schein – und kehrte nur zum schein wieder zurück. ich wuchs in die erde hinein, verwurzelte mich dort, statt gen sonne zu streben (mein fehler). ich überwand mein kleines inneres system (verdauung, ego, körperbehaarung), leitete energien um, trat gegen die schwerkraft an. ich nähte mir ein bein an, das ich aus selbstüberschätzung verloren hatte. ich war die ärztin meiner selbst. und die verwalterin. und die organisatorin dieses wahns (meines ruhms?). ich lebte die überforderung – mein überlebensprinzip. ich erkannte die tragik einer solchen existenz. ich hielt schwitzend durch. ––– planetenrauschen, kosmische angelegenheiten, transzendenz: mein dasein war in ein größeres gespannt, erkannte ich, alles strebte auseinander, flog ungeordnet in die himmel. ich schwappte über, und suchte dennoch ein irdisches glück. unbelehrbar wie ein silberfisch, so sah ich mich: vorne fett und hinten spitz.

2
das leben bejahen: die produzentin anrufen, mit den schultern rollen, mit den paraphrasen aufhören, die lebensform wechseln, einschalten, ausschalten, tante herta anrufen. das leben spenden. kommen –––––, und gehen. das getue hinterfragen. die ritualgeräte entweihen. alles entheiligen. sich gegen die zeit stellen, und in sie hinein wie in kneippkur. lachen: über die eigenen hände, die kameraführung, über das nicht-einhalten der zeitenfolge, die falschen requisiten, den schlecht geschriebenen dialog: in diesem lebensfilm!

meine visagisten
treten vor,
stimmen ein lied an,
das mich entlastet
und sie

diese szene rührt und
verpflichtet uns,
wie erfinden
eine freiheit, die
uns bindet