bedeutungsschwer, trübselig, demütig: leyla / »viel grundlose unruhe in einem kleinen kopf« / zwei selbstporträts, auf denen wir kühner wirken, als wir sind – und eine seherin, die unser aktenzeichen interpretiert
omas partypyjama, zurückgelassen auf der baustelle von X: ein tristes bild als mittel gegen den (anderen) schmerz, und mittwochs eine spritze gegen die langeweile, und morgens und abends: wesentlichkeit & vergeistigung – und klaudia
ein barockes wasserspiel und viele pastellfarbene hanteln, die aus dem himmel auf uns fallen: es könnte auch anders sein
I.
zwei, die sich kaum kennen: mimi, die halten will mitten in der salzwüste (»tristan, ich muss mal«) und gefasst ist trotz des liebeskummers, den sie mitschleppt wie einen schatten, der immer kleiner wird aber nicht leichter, und tristan, der den bus lenkt wie ein alter römer in der arena, den man bezahlt für das, was er kann: furchtlos rennen. »ich will nicht mehr in die zukunft!«, ruft jetzt ein altes kind aus der vorletzten reihe. es wachsen existentielle gedanken in der gruppe, weiß tristan, niemand, der klar sieht, kann sie wollen, sie glühen und stecken an (»was soll ich tun?«).
ja, denkt tristan, die dämmerung ist auch hier schön, nicht so schön wie in stuttgart natürlich, aber sie kommt und geht auch in der wüste, und wir haben besonnen und dankbar zu sein für dies und das, erinnert er das wort des patenonkels aus einer zeit, in der niemand flamingos kannte und keiner wusste, dass schwerkraft nur fast überall gilt: das war die vergangenheit.
tristan lässt den bus langsamer werden, bis er hält. mimi steigt aus und hockt sich dicht dahinter, fremd in dieser kargen umgebung wie alle und alles. diese reise ist nicht sinnloser als das meiste, das ich tue, denkt mimi: richtet sie irgendetwas in mir aus? alles verrinnt, alles verschwindet, und ich trage die unterwäsche einer toten: hat das eine bedeutung? – später schreibt sie in ein kleines heft (auf dem umschlag eine sonnenblume mit gesicht, die lacht): »pisse im salz, teile von mir in der wüste, wesentliches ungelöst, trotzdem zufrieden.«
II.
seite 3 in pippas notizbuch: »hungerbrot, fluchtreflex, gartenanlage«. zweiter absatz aus ihrer vorformulierten e-mail an a.: »ich schreibe diesen film auch ohne dich, alfred, aber mit deiner hilfe würde aus ihm etwas, das nicht nur den tag, die gegenwart, das drängende kennt, sondern auch das ruhende, versenkte, die EWIGKEITSWERTE: denn du kennst das leben wie jemand, der einmal ein auge verloren hat im hafen von tanger, der mit pilgern ging, mit einsiedlern aß, wie einer, der nur nickt, wenn andere plaudern, wie ein alter hase, der lächelt im auge des sturms, weil er weiß, dass die katastrophe ihn birgt. sag: kommst du mit mir?«