lucys lesen (4)


was kannst du tun? ja ja ja ja was kannst du tun?

im sommer 2013 begann lucy bücher über psychologie zu lesen, über aufstände, zufälle, erfindungen, über kalten krieg. sie las einführendes, broschüren, standardwerke. sie las science fiction-romane, in denen
 neue und alte gesellschaften gegründet wurden, egalitäre, totalitäre, kunstakademien. ihr interesse für diese „utopische literatur“, wie sie in einem klappentext genannt wurde, teilte lucy mit einer gruppe von menschen, die sie im internet entdeckt und der sie sich kurzerhand angeschlossen hatte: sie trafen einander in parks, in freizeitanlagen. es war sommer, man lebte im grünen, man diskutierte dort. 
ihren freundinnen riet lucy beharrlich davon ab, dem lesekreis ebenfalls beizutreten: sie wollte alle exklusivität der gruppe für sich. sie bewunderte diese menschen: viele von ihnen trugen bei jeder hitze kapuzenpullover, oder dicke t-shirts mit kryptischen sprüchen und formeln, die lucy nicht verstand. sie vermutete anspielungen auf physik, astronomie, chemie, technik. sie vermutete klugheit, kniffe, analogisches und vergleichskunst. sie war fasziniert.

lucy komponierte dieser tage neue handyklingeltöne, tätowierte ihre unterarme mit bräunungscreme und maß und zählte und grübelte und dachte nach über: ihr standbein, ihr spielbein, über die art, wie die beiden dazu beitrugen, dass sie gehen konnte auf zwei beinen, und darüber, ob dieses gehen ein vorwärtskommen war oder nicht. schwer zu sagen, dachte lucy. bisweilen.