meine namen 45
identitätskrise in sidi bou saïd / lächelnd erfand er sein lebensmotto: »den sebel heben, das leben geben« / ein langes pseudonym, das unbenutzt im rucksack steckt als plan b / ich-ideal: KONG
nur fast ein vertreter der fühlenden klasse – stattdessen ein lethargischer pimpf / ein samariter, ein nachfolger, ein prediger und ein blonder lockenkopf im kostüm: teile dieses lebens vergehen als jesusfilm – und alle sprechen ihren dialog
herbert ohne anschluss, ohne anker in der realen welt (sein falsches linkes auge lag einsam im schnee) / ein hund in dinggestalt, als möbel, als luster – meine phantasie war übereifrig, ich spürte ein blubbern im kopf, verschleppt wie ein bekiffter schlagzeugrhythmus, und verstand endlich, dass ich ich war, niemand sonst
leben ohne regie / puppe als dauervertretung / verzweifelt suchte ich das optimum, den superlativ – und fand stattdessen die ewige schulter, an der ich schon lehnte, seit ich ein scheuer jünglig war
nichts faszinierte mich, ich war apathisch und log, log, log: eines tages kroch ich in eine höhle, in der mein spiegelbild auf mich wartete: so ein trauriges luder!, sprach es und verschwand / verhärtung, pfropfen, gewächse am genital: der feind kam aus dem inneren und war ein schweigsamer kollege / sentimentale verfassung einer vogelfrau: eine kranichin steht im wind – und daneben eine zweite, die sie begehrt
im hemd steckt ein rumpf, der ohne herz ist oder seelenlos oder leer oder tot / meine sieben verflossenen, wie sie für jeden einzelnen refrain wiederkehren und ihren müden vers singen, der sie rehabilitieren soll – und keiner verzeiht ihnen (auch nicht der allmächtige, denn er hat es satt)
ohne sattel, ohne ort, ohne markierte stelle, ohne parkplatz, ohne existenzberechtigung in der manege (DES LEBENS) / eine kleine handtasche, die spricht und schimpfwörter austeilt an die verantwortlichen / pferde, die wie autos beschleunigen und zu dreiarmigen ungeheuern werden, die keiner kennt
blumenspende eines reichen militärs, der sich ändern wollte und nicht konnte – und weinte / »subito« oder »sofort« oder »keine bewegung!«, sagen die termiten, »wir sind leute wie ihr«
veredelung / ein inselleben im pazifik, wo ich die seelen versorge / mein ältester grundsatz: ohne garantie, ohne horizont, bar jeder hoffnung -- wir machen weiter / die verwahrungsgeschichte von jenni, die jetzt verfilmt wird von ihrem priester manolo
verlorener antrieb / laufsimulation eines kranken hasen im heimkino / das parlament / aufruhr in der gegend, wo einmal dein gewissen war / ertrag durch übung / golden pee
hansy kompensierte jede verlusterfahrung im casino und stahl und betrog und trank und verfiel / die leiden der gruppenseele / zählmanie und hose weit unten / heroisch und opferbereit –– oder –– »wurstig veranlagt« wie ein kaugummimann aus der puszta
lockmittel: arbeit niederlegen und ungehindert lust ausleben / verblühen / parasit im visier, parasit im nacken / arm und zutraulich / mein atem bläst die welt weg wie staub / sportlicher, asketischer werden, härter, disziplinierter – und älter
rambazamba oder selbstzerstörung oder eine partei gründen oder endlich den herd abdrehen, sage ich mir / meine altlast, schnauzt nancy ins mikrofon, ist die fri-vo-li-tät –––