null eins

friedrich und jenny lassen voneinander ab, sie sind erschöpft, es ist dienstag. was man eigentlich tun muss, um nicht auszufransen, um zu bestehen voreinander als... »person«? trainieren? nachdenken? das buch lesen, das auf der anrichte liegt seit februar? die dusche reparieren? das dasein mit d schreiben – statt gar nicht?

liebe macht müde, ich muss mir die zehennägel schneiden, denkt jenny und lenkt sich ab vom themenkreis »unstillbare sehnsucht« und »eine zukunft, die nicht klappt«. es sind so gedanken, in denen wir hängen wie zum beispiel obst im netz hängt, wenn wir es halten, weiß auch friedrich, der gar nicht angesprochen ist, aber meistens weiß, was im raum steht, weil er es schweben sieht wie ein schläfriges, halb runtergefahrenes hologramm, auf das niemand reagiert: es schwebt lange, es wartet, es hat zärtlichkeit gelernt von seinen erfinderinnen, kann sie aber nur abrufen, wenn ein mensch kommt, der sie will.

friedrich liest aus jennys fingern im haar, aus diesen meistens gleichen gesten: aufeinander reagieren wollen, aber nicht können. einander aufnehmen wollen, aber es funktioniert nicht. keine verbindung haben. »heute keine verbindung«. nie eine verbindung! so ein desaster.

friedrich leckt über jennys schulter. es ist nicht wichtig, verzweifelt zu sein, sagt diese stumme zunge, bedenke das: es ist nicht wichtig, es richtet nichts aus, macht keinen unterschied. friedrich ist ein lebenskluger feuchter fisch – und etwas warmes. er kann knöpfe annähen, er weiß dinge über teppiche, die keiner sonst weiß außer jedes internet. er tunkt jenny ein. er dreht sie wie einen eiffelturmanhänger in der hand hin und her, macht sie beweglicher, als sie ist. und sie? sie ist begriffsstutzig und weiß nicht, wie viel das bedeutet, wie viel das eigentlich wiegt (weil es »folgenschwer« ist, weil es als handlung ein stein ist, der rollen kann, und andere anstoßen). »UNDANKBAR« steht auf dem schweren glacé-vorhang vor jennys gesicht, der dort jetzt erscheint. jenny lässt die inneren hunde los und sie zerfetzen ihn in 30 sekunden. das ist fast keine zeit.




meine namen 34

iltis / gedankenschule / diagnose: seelische verstopfung und träume von früher

liebesvorrat, lange leitung, witze, wiederholung, nachdenkliche pose, euphorische pose: ein stimmungsbild von uns im alltag (den wir gut aushalten) und ein bericht für die einwanderungsbehörde (von der wir abhängen)

manöver aus hingabe: ich halte dich am ohrläppchen und führe dich in eine prima zukunft, angelika / tanzschritte für die mehrheit: vorgeführt in der schule des lebens, die das leben ist

ein sehr langer doppelname, der von rechts nach links über einen bildschirm läuft: trotz technischer pannen ist dieser name nun vollständig, ich danke den verantwortlichen dafür und kann nun sagen, dass ich weiß, wie ich heiße / überlegungen unserer gefährten, während wir über die brücke gehen: wären wir nur ein bisschen wie die fische im teich, wären wir nur ein bisschen wie die brücke, wären wir nur nicht wir selber, es fiele uns alles leichter und wir wären klüger und hätten ein, zwei, drei ZIELE und liefen nicht sinnlos im kreis (glaubst du nicht?)

liebeshandlung in ermangelung ernsthafter alternativen, die (auch) jünger machen

sprachlos, mundfaul, gelangweilt, kein interesse: wie lange dauert das noch bei dir, tony? wann wirst du neu? wann jetten wir los ohne rücksicht auf DIESES LEBEN, das wir fliehen wollten, seit wir 14 sind??

»ich schenkte dir mein herz, und mir blieb nur der schmerz«, dichtet lucy im dusel, die finger im haar, den schweiß von zwei tagen zwischen den beinen: wer bin ich, dass ich über dich schreiben muss, richard?! lucy legt den stift neben sich auf die matratze und wühlt sich durch decken und kleider: wir gehen ab heute ganz andere wege, sagen die gedanken in großen lettern und stehen auf: WIR SCHREITEN VORAN!





meine namen 33

quasselstrippe / wunderkind / brocken als mensch

liebevoll, und gemeingefährlich / hund am fuß / traurige wahrheit: ich bin ein rüpelhaftes wesen, mama / nacktes ich / wärmekissen in der unterhose / »nein, laszlo, ich vergebe dir nicht!« (jetzt ein paukenschlag, abgespielt vom handy)

leben auf der hebebühne statt auf dem boden / wechselnde liebhaber und schöne haare / lauter lauser im nachthemd (es ist ein anstrengendes leben mit diesen strizzis, wissen die schwestern und fordern höhere löhne und kennen den aufrechten gang) / hirtenbrief von santa teresia: »ich gehe voran, auf spinnenbeinen«

tanzende tiere sind menschen im kostüm / mein hund »ego« – und deiner / lasterhafter lebenswandel aus ehrlichem interesse / ich, wenn ich du bin / wunsch nach veränderung – und eine hand, die niemals loslässt auf der fahne, die wir halten (wir sind dialektische wesen in einer undialektischen welt)

wo war mein double, als ich es brauchte? / hitzige debatten und ein zauberstab / was jeder weiß: parteienverkehr nur in der achselhöhle, trini nannini / liebesbeweis mit dem boxhandschuh / stichwortgeberin clarissa d.: keine sorge, ich moderiere das leben so lange, bis mir jemand das mikro aus der hand reißt

fanatiker, die jeden knopf kontrollieren, oder knopfsammler, die ihre sache ernst nehmen? / nicht eine wahrheit, sondern zwei (erkenntnis der gemeinde) / einsiedler, die im telefonbuch stehen / vögel, die die post bringen – und das allernotwendigste, damit wir nicht aussehen wie die steinzeitler, weil wir nämlich die vorreiter sind / faultier-sticker im türrahmen / 10 hinterwäldler im genick: wie werde ich euch los, ohne dass ihr es merkt? wie?





meine namen 32

teile einer selbst, die ein kompliziertes eigenleben führen und ausbüchsen / diagnose: aristokratisch, gebieterisch, schön, schiefe ideen und ein großes haus voller obst / schlechtes englisch, unverbindliches gemurmel: alle sagen i love you / das marmarameer erfinden und die küstenlinie des oman / charakter: rätselhaft und unorthodox, penibel bei der abrechnung / eine seltsame empfindsamkeit erfasste schwester klara im garten: wie sich die äste der bäume bewegen im wind!, wie alles aussieht, alles lebt&webt!, wie alles irgendwohin strebt und uns mitzieht, mitreißt an manchen tagen!, und welche rolle darin die unsere ist, und welche nicht: wissen wir das!?

der clown gottes / »WO LIEGT DER FEHLER IN ALLEM, IN MIR ODER IN DER GESELLSCHAFT?« / sich verausgaben: auf partys / zurückhaltung am dienstag, wenn die sonne untergeht / hinterhalt aus freundschaft: lebensfehler / jede handlung eine ersatzhandlung, jede hingabe eine ankündigung der nächsten, jeder satz ein verweis und ein ausweichen: wo war der ausgang??

sich einander anvertrauen, ein geheimnis miteinander teilen: ja, okay, gut, aber: EIN GEHEIMNIS VOREINANDER HABEN !! ein geheimnis voreinander haben!! / lüsterne gedanken zwischen zwei schranken / ausmalbild als kunst / die lösung aus dresden, die wir vom bildschirm ablesen, weil wir müssen / alles ein spiel, alles programmiert, für alles gibt es eine belohnung und alles haben psychologen geplant: ich komme und rette dich, ich reiche dir die hand und streiche über deine verwundbare stelle, heike! / konsequenzen heute keine weil der haussegen schief hängt und wir alles leugnen / romantische verwicklung im drehbuch – und auf der straße / das leben als leben und die theorie als theorie (heute unvermischt) / keine koketterie von timmi (das bin ich) / mammutaufgaben, die wir nicht stemmen können, mit oder ohne drogen / zierlich und zögerlich: doppelbelastung / schreie ohne wirkung, weil keiner da ist / meine größten und offensichtlichsten fehler als aufdruck auf deinem t-shirt: feiertagsbild, im hintergrund glitzer / renata, die schwerenöterin, die laut vorlesen muss aus dem buch: »SKRUPEL UND TRAURIGKEIT – FORT AUS MEINEM HAUS!« (philipp neri) / la la la (kurze pause) la la la la la / preisfrage ohne antwort: wozu war es gut, was wir taten?? wem half es? geschah es aus eigensinn oder nicht?? / bandname: »hollistic callboy«





meine namen 31

das »ungehemmte individuelle« / mein gleichaltriger zwilling aldo: ständig im widerspruch mit der realität, unruhig, zum raufen aufgelegt, äußerlich auffällig, innerlich wüst, exzentrisch in allen fragestellungen und gedanken, lieb, wenn der regen fällt, zum versagen neigend in allem praktischen, häuslich schwierig, unerträglich an feiertagen, blau & grün / ablaufplan für dienstag: aufblühen, bei euch sein, bei mir sein, teilnehmen, unterschreiben, verabschieden, pyjama / dieses zusammenleben: nur ein »papierkorb der gefühle«? und der bestirnte himmel über uns: nur der hammer, unter dem wir wohnen?

aus dem schwarzen buch:

1
ich verschwand nur zum schein – und kehrte nur zum schein wieder zurück. ich wuchs in die erde hinein, verwurzelte mich dort, statt gen sonne zu streben (mein fehler). ich überwand mein kleines inneres system (verdauung, ego, körperbehaarung), leitete energien um, trat gegen die schwerkraft an. ich nähte mir ein bein an, das ich aus selbstüberschätzung verloren hatte. ich war die ärztin meiner selbst. und die organisatorin dieses wahns (meines ruhms?). ich lebte die überforderung – mein überlebensprinzip. ich erkannte die tragik einer solchen existenz. ich hielt schwitzend durch. ––– planetenrauschen, kosmische angelegenheiten, transzendenz: mein dasein war in ein größeres gespannt, erkannte ich, alles strebte dennoch auseinander, flog ungeordnet in die himmel. ich schwappte über, und suchte ein irdisches glück. unbelehrbar wie ein silberfisch, so sah ich mich: vorne fett und hinten spitz.

2
das leben bejahen: die produzentin anrufen, mit den schultern rollen, mit den paraphrasen aufhören, die lebensform wechseln, einschalten, ausschalten, tante herta anrufen. das leben spenden. kommen –––––, und gehen. das getue hinterfragen. die ritualgeräte entweihen. alles entheiligen. sich gegen die zeit stellen, und in sie hinein wie in kneippkur. lachen: über die eigenen hände, die kameraführung, über das nicht-einhalten der zeitenfolge, die falschen requisiten, den schlecht geschriebenen dialog: in diesem lebensfilm!

meine visagisten
treten vor,
stimmen ein lied an,
das mich entlastet
und sie

diese szene rührt und
verpflichtet uns,
wir erfinden
eine freiheit, die
uns bindet







97_/26





















TEILWEISE DU, 1+2 ___ 2024
farbstift, collagiert
21 x 29,7 cm







meine namen 30

die betriebsnudel / kleine melancholie als mensch / eure trösterin am wahltag / codewort: »schmutzige ewigkeit« / kunstpause / tuchfühlung im thermenressort: erst nach 18 uhr 30 / mantikerin von beruf (»erstens: weil ich nichts anderes kann, zweitens: weil ich nichts anderes will«) / engagiert im hundekampf – und total frei in gedanken

»halbherzigkeit« – in meinem gesicht / jedes gefühl: im mittleren bereich / eine hand auf deiner bisswunde, eine hand in deinem mund / ein extra wegen der schlechten aussicht / ein bussi von tante charlie: »adieu, ihr stubenhocker, ich zieh’ aus: ich kann euch nicht mehr seh’n!«

ei mit ei / kleine vernunftgründe ohne wirkung / halsband am knöchel, ideen im kübel, wünsche nur ans christkind, sexy wäsche heute nicht ––

auftragskind / anhimmlerin gegen honorar / kleiner fleck so klein wie mein nabel: mickrig wie dein wort als reaktion auf meinen schmerz / die geschwisterstatisten und ich auf der ersatzbank: heini, haim, hizzie, herbert

verschämter pudel nach der kollekte (»ich schwöre, ich hatte kein geld dabei!«) / sandburg zur veranschaulichung unserer innenwelt (gar nicht mysteriös) / erklärungen, drinks und rahmenhandlung: im geraden regen / lässige lösung / schwester-sein ohne reue (nach der probezeit) / lippenbekenntnis weil unter druck / härte im ansatz / eine kleine zärtlichkeit von udo, weil ein schaltjahr kommt / libella, die libellenfrau / hasi

oase im tristen trott: mein katzen-miami / liebe im badischen bahnhof / ersatzhandlung am klo / witze beim händchenhalten / chatty mimmi, mein alter ego / endlich dein name – statt meiner!

san sebastian und der anfang jeder ehe / malediven-tattoo von axel unterm knie / kuscheltier in der pflicht / du: fix in meinem griff wie eingegipst / heute die schönheit der herden, morgen das gegenteil / ein podest für unsere ziele – und ein schacht, in dem wir wohnen können, wie der bürgermeister sagt / zimperlich bis zum ende / »zu einsam während der dienstagsschicht«, gezeichnet: lousy luisi

geheimagentin manuela außer dienst, mittagsfrau, wirbelwind seit 1986, problem-karin, die suchtlerin aus der vorstadt, fels-in-der-brandung-aber-leider-ohne-jede-passion:
clarissa sucht sich sowieso selber eine aus! ––





97_/25



















GROSSE PAUSE ___ 2024
filzstift, bleistift, acryl, collagiert
14,8 x 21 cm







meine namen 29

selbstbezüglichkeit, eitelkeit, achselzucken: LASST MICH FREI !!

fernsehzeit, abendübung, zähneputzen, mantra aufsagen, 2 euro obolus ins sparschwein und dann ab ins land der träume, ihr koyoten! (alle abläufe in halber geschwindigkeit, alle demütigungen erst wieder ab morgen, 13 uhr)

titel: »orchestriertes chaos«, note: 3– / nacktansprache und verschleppte auslegung heikler textstellen von der kanzel bis wir schlafen, selig

ein gefühl wie honig im hirn (zwei bewegliche gedanken aus 2011 waren noch unterwegs in der dunkelheit und fragten sich durch: gute reise, ihr eigenbrötler!) / ein handgezeichnetes bild meiner sehnsucht für die tombola von schwester pia / tagespensum: A bis E / schlussbild: sie sprach aus überzeugung im park vom umgedrehten kübel herab: »verhelft uns zu einfachheit, ihr tugendrichter!« / logik und syntax und schlangen, die uns verschlingen / selbstaufgabe ? oder leben wie kreti und pleti ? wissen wir, wie’s geht ?? / aus der obhut der klosterfrauen in die hände der vereinsmeier: plansoll erfüllt, uschi / ein schlüpfriges gesamtwerk, weggesperrt für generationen wegen der moral der »upper class«, oh!

ekstase: im markierten bereich

aufschrei des erschöpften bürgermeisters edwin s.: »ich kann meine eigene schrift nicht lesen, ich versteh euch nicht mehr durchs telefon, meine hose ist nicht da, wo sie war. lasst mich nicht allein auf diesem foto über meiner kolumne, mit der ich euch zu besseren menschen machen wollte und in der ich doch nur von mir sprach. habt nachsicht jetzt!, ich seh es ja ein und:
ich verzeihe mir!«

ein missgeschick, ein lebensfehler, das große versagen in der koppel, im entscheidenden moment, an der entscheidenden stelle: milano blue, ich habe trotzdem nur augen für dich –– / das bühnenlicht wird rot und blau und wieder rot und wieder blau, dann kommt der hinweis im obertitel: »jetzt erscheint der endgegner«

codewort: »du stehst mir im weg«





97_/24



















SAMSTAG MIT PIMKY ___ 2020/2024
kreiden, filzstift, buntstift, acryl, collagiert
15 x 15 cm







meine namen 28

entscheidungsschwäche (fr–di, do–fr, 10–16h) / haltevorrichtung für das alte meer in uns / riesengroße ideen und spitzenwäsche, die keiner sieht / nix neues aus la palma, außer: der fäustling im schritt heißt jetzt »edo«

»abriss der gesellschaft« (arbeitstitel): diplome und kerzenhalter schmückten unsere salons, leer waren die seelen wegen der härte der zeiten: »kommt, lasst uns einander verstehen, wie noch keiner uns verstand!«, schlug ludovico vor, das sensibelchen, dem wir unser erspartes übergeben hatten in einer lauen nacht: auch er trug maschen auf den spitzen schuhen und führte uns in ein land, das nur über kilometerlange gedanken zu erreichen war. –––– dieser weg war weit. (schickt uns die post schon ins spital, baten wir die verantwortlichen, wir kehren niemals mehr zurück in das geschäft des lebens!)

vorgabe: nichts dem vergessen entreißen, gar nichts. wir sehen ein leeres haus, wo einmal ein lebenswerk war. die nachfahren danken uns dafür, schenken uns tulpen aus eigener zucht, loben uns in fürbitten und kurzen clips mit herzzerreißenden titeln, erscheinen in hotpants und oben ohne. dieses leben ist übervoll mit freude – und wir ahnen: wir halten höchstens zwei wochen durch.

verschwinden: nur unter anleitung

mein assistent am handlauf, im matrosenkostüm, in erwartung / der betreuerstab: verladen in essen, zurückgelassen in den herzen der autobahnpolizisten (die tief waren und mittelrein) / »zurückkommend auf unsere vereinbarung«: kein adjektiv bis sankt veit!

karriereplan: pflichtministerin, schmerzministerin, kräuterheini / lebenseinstellung: synchron oder diachron / leitbild: »wir senden aus dem loch, in das loch, durch das loch, über das loch hinaus –– in die arktis und bis zum mond, KAPIERT IRGENDWER, WIE WICHTIG DAS IST??, KAPIERT IRGENDWER DIESE DIMENSION??«

werbewirksames auftreten, hose oben, pilatesgestärkt: »ich bin frei« / gleichmut mit preiselbeeren / die kummernummer der hausmeisterin war meine eigene / handreichung von oma mona: dieses handout enthält ideen, die mir der herrgott eingab, sowie korrekturen meiner cousine christl pfärtner, die er zu sich nahm im sommer 64

die sinneslust, wenn sie um die badehäuser streicht (seneca)

zwanglose unterhaltung im duty free / ein traum, der nichts entlarvt und erzählt ist im geschwurbelten ton: mein inneres ist mittelgroß, darin wollte ich nicht platz machen für 7 siegel und das geheimnis einer ringelblume. weil der wind meine mutter war, erzog ich mich selbst im liegen. der rest ist geschichte, moderiert von den besten ihrer zeit ––


mistico
e sensuale





meine namen 27

das vergebliche – und seine auflösung (da ist jetzt ein fettfleck, wo es früher einmal war) / alles, was alt wird und verdirbt – und samstags schick ausgeht / geschaffenes, und die reste von gestern / ein handpuppenspieler, dem ich einmal ungezwungen sage: »ganz ehrlich: meine verehrung!!« / bedeutung, die tief tut und unerschöpflich, und ihre schlecht bezahlten aufpasser hat, die alles regeln / pricilla und der verlauf der tragödie: das eis war teuer, und wenn es auf den asphalt klatscht, macht es auch nur patsch, und keine musik / hinzi und kunzi und mauzi und maunzi: bussi

wieder ein mensch, fehlinterpretiert als möbel / wieder ein missverständnis von frau doktor sommer, die dachte, alles ist wichtig, dabei ist nichts wichtig, nicht einmal der schwur vom 1.1.2000, der doch im radio übertragen wurde, so kam es ihr zumindest vor (mein leben, deins, unseres: spielt es nicht woanders noch? wird es nicht tatsächlich »übertragen«? war das ein halluzinieren von mir, als ich dachte, wir existieren, es gibt uns – auf der anderen ebene auch? bin ich aber eigentlich nur neben mir gestanden in dem moment, als die ansage kam, und war gar nicht richtig da? ––– ) / teil der lösung: karsten, der hobbygärtner

moralisieren als erster punkt auf der tagesordnung, und jackie, die chefin vom dienst: »liebe xies und ypsilons, seid nicht traurig: ich reise ab« / erkenntniszwang, weil wir sonst verblühen (aua) / der wunsch, sich zu verschenken, und die rechnung, die trotzdem kommt / redeverbot am morgen, mittags, am abend: »klappe halten, abspalten!« –– tat er nicht und sang stattdessen, dabei die seite vom seitenscheitel keck wechselnd im takt: »was ist eine träne wert, wenn sie niemand sieht und hört??« (wir wussten nichts zu sagen und waren angetan. – später im traum war ich seine braut, ihm ergeben und verflossen zu quecksilber, eingefasst in plexiglas.)

wieder die nähe eines priesters suchen, wieder das heil in der auflösung, wieder knödel mit ei – und wieder »eine fangen«, weil man gar nichts gesagt hat / massenhaft leute auf der aussichtsplattform, wieder nicht allein in SANKT MARGARETHEN, wieder ein einlauf und kein dank dafür

mitteilungsbedürfnis, außer jemand weiß was besseres / berufszweig »dialektik« (verpasst und verfehlt) / hobbies: tischtennis und nachstellen der vergangenheit auf großen flächen, die man teuer mieten muss / konsequent im spiel sein und bitte auch bleiben, ein teil der truppe sein: »bitte hört mir zu, ihr putzigen hasen, nur wegen euch bin ich da ––«

ist alles ernst?
ist alles ernst gemeint?

sonntags sehnsucht nach verknappung, verdichtung, nach einer unterhose, die passt: ein knoten weniger, minus 50.000 zeichen vonmiraus, ein statement, das auch kein statement ist: »luisa, ich war gar nicht da« / die schule von X / der heißhunger auf trudi (...... so als variante des jahresthemas »UNSTILLBARE SEHNSUCHT«?, oder als ganz normaler wunsch, den man sich erfüllen kann?, den jeder IDIOT sich erfüllen kann, wenn er nur will, ja?? ja, udo, JA?)

ein berater-clan, den ich ankarre zur lösung unserer probleme: »hey ihr ausgebildeten, tretet doch ganz selbstbewusst vor!! (pause, geraschel, ein handy fällt zu boden, jemand nickt) mein dank geht an euch, liebe dienstleister, ich vertraue euch.«

+++


maja sieht ein video, kocht, kontrolliert die zehennägel, distanziert sich innerlich von mirko, geht den dienstplan noch einmal durch und liest vom handout ab – alles gleichzeitig, alles normal:

»die einbettung der männer in die landschaft geschieht
ungezwungen und gibt der gedanklich-allgemeinen bedeutung
einen intimen anstrich der wirklichkeit.«







meine namen 26

medium, mittlerin, zwischenwand: paulchen / verlorenes funktelefon: in kopenhagen / jack & jacky / die aussteuer / der kumpel / fototermin im nadelstreif / intimversagen von udo doppelbreitner / singsang als ›aussprache‹: schiefe töne, letzte hoffnung / pailettenbluse und lackschuh statt guter ausrede / kamerafahrt über den ozean: ein ununterdrückbares gefühl von überlegenheit, wenn wir schweben / simba

»das ist kein wettbewerb« (kindlicher eifer erfasste uns zum trotz: wir fielen allen ins wort, wild und daneben)

verzückung (in großenzersdorf) / heil und ordnung auf einer insel, die in uns selbst liegt / »ich gebe dir meinen namen, bianca (enttäusche mich nicht)«

zurückhaltung: als liebesbeweis / kniefall: aus echter ergebenheit / aphorismen wegen der zartheit, nein, der verkümmertheit der gedanken (die so eingefallen sind wie zelte, denen man die haken zieht) / hauptwerk: sehr subtile nächstenliebe –––––– / mein gelöbnis, wie ein schmetterling durchs dasein zu flatten (ja, »mensch werden ist eine kunst«, cristina campo)

seelentrieb nach erlösung / heimeliges gefühl beim ersten ton, zunehmende entfremdung bei allem, das folgt / ich, gemalt in öl / kasteiungs- und geißelungsszenen in elfenbein (und ihre schönheit) / das richtige maß / meine träne auf deinem schaft / mein bauch als bildhintergrund / eine erinnerung der sympathischen diva: »in schwarz-weiß war ich schöner..., wenngleich: man reduzierte mich auf ein wesentliches, das ich... gar nicht besaß eigentlich, das mir fehlte, wenn ich ehrlich bin.« / profilname »wetterpudel«: berufstätig, umgänglich, tagsüber außer haus, charmant, zuvorkommend, kleines ego –– / LA NOIA





97_/23



















AYŞE ___ 2020/2024
filzstift, buntstift, acryl, collagiert
14,8 x 21 cm







meine namen 25

das alter ego von eva mattes / der saugnapf / la felicità ––––––– la infelicità (alles in wellen, schaukeln als lebensform, gut gemeinte empfindsamkeit, verspielter wagemut, alles an der falschen stelle: ich stand vor gericht, im OP, an der automatenkasse – und war bei mir, und nicht bei mir)

keine naturgewalt, wenn ich singe / hadern und husten, wenn ich dir das brusthaar frisiere (als ewige autodidaktin, die einst in der frisierschule ins spiegelbild der assistentin fiel, nach einer nur zufälligen berührung: beschämt und um zwei zähne weniger brach ich die ausbildung ab)

enthusiasmus! / bewegungsdrang / VIANA / TONINO / RENATA / astralleib

im trancezustand der kranken, im dahindämmern nur ein leitgedanke: »ich bin nicht die erste, ich muss nicht die erste sein« / hinterhalt und tod im traum: sie wollten mich abschlachten, meine neuen mitbewohner (das war die wahrheit in ihrer drastik), ich allerdings kam ihnen zuvor und presste ihre körper in einmachgläser, dank einer ungeahnten kraft in den oberarmen: wer mir nachstellt, wird marmelade, so das fazit / die ratio-schranke abgesenkt, ein potentieller täter, mitläufer, mitwisser: so lebe ich / wer aber macht meine erfahrung?: oben ohne, unten ohne, bananenstaude vorm gesicht –– wer ?

krächzende lunge / das wort und die tat: »selbsterfahrung« / der katzenstreik (im film überleben wir ihn nicht wegen unserer abhängigkeit von flauschigen haustieren!)

pimky, wenn sie sagt: sorry, sorry, sorry, ich bin gar nicht schuld, weil ich war gar nicht da / der toskanische hügel als oranger aquarellpinselstrich, noch schöner aber das vergnügen, den finger durch das trockene pinselhaar gleiten zu lassen: ich gewähre euch diese lustbarkeit, habt indes obacht, das sind nur flüchtige sensationen, sage ich

diagnose: du hast etwas in dir, ja schon, aber was? / fehlleistung als leistung: verwechslungsgefahr / ich schrieb dir einen zunächst lakonischen brief, in dem ich irgendwann insistierte: BITTE HERDPLATTE ABDREHEN –– (der brief kam nach zwei wochen, nach 12 tagen eigentlich, an, und so war auch ich einmal zufrieden)

erweitertes bewusstsein, mystische erfahrung, wallendes gewand auf dem diwan: höhere wesen führen regie – und wir sind ihnen dankbar




meine namen 24

die seherin / santa agatha / nur eine klagemauer, kein messias als mensch / trichter, dem wesen nach

dein gesicht hinter gitterstäben, weil die landschaft plötzlich surrealistisch ist, und ein halfter, das die mimik der wolken zusammenhält, wenn sie mit dir reden / mizzi / sagenhafte heldin an deck, echte enttäuschung im bett / blüten im rechten winkel zur insel / der kreuzgang im wolkenbruch – als strickmuster, und darin eingenäht die nonne, die über das wetter wacht / schreiben aus demut / die reuige / ein groschen zur linderung deiner schmerzen / moralist mit namen »eike« / poesie als der welten motor, und rudi, der den wagen lenkt / abführmittel, meine rettung / kolossale gefühle, die sich einen hang hinabstürzen / ein schloß ohne beleuchtung / trudys geflüster, kompromittierend / heilung durch flaum, gerte und gummiringerl / milli, entflohen dem elternhaus in tanger / quadratschädel MAIER / hoffnungslosigkeit & erlösung / prinzipielle annäherung – und eine auslegung des wortes »prinzipiell« / das verbundensein aller kreaturen miteinander / »erlebnis der tugend«

varia zu jedem thema / falsche erziehung, falsche tarnung: himmelwärts! / einwände: nur in den kummerkasten, ideen: nur an den staat / fiese spritze im oberschenkel / »ein pater bleibt stoisch« / merksatz: in der verfilmung unseres lebens erfährt alles seine deutung / überlegenheit, die nur schlecht kaschiert werden kann / erfahrung von lebensfreude / schwester x.

samt / penicilin / die alten meister und meisterinnen / mondlicht mit dreikäsehoch (als tattoo)

der erzähler unserer jugend





97_/22



















PIÙ FLUIDO DI TE ___ 2024
collage, genäht
filzstift, buntstift, kreiden, acryl, nähgarn
14,8 x 21 cm







97_/21



















KLEINER MAMBO ___ 2023
collage, genäht
filzstift, buntstift, kreiden, acryl, nähgarn
14,8 x 21 cm







meine namen 23

die alte unfähigkeit: in der wirklichkeit zu leben, mein letztes geld: für die hechselmaschine aus dem sattelitenfernsehen, omas letztes geld: für das puppenzubehör aus dem otto-katalog, alles: für ein herz in der hose, alles: für das resümee von tante LIOBA, am rückweg von der trockenhaube: »ich sehe mich an, und ich schaue von mir weg. das ist mein leben.«

verlustangst, gemischte gefühle, lachanfall: pommes ohne auf dem fußboden –– (am tag, an dem aldo von der regie eingeführt wurde als nervöse braut..)

eine hemmung, wenn ich dich von vorne anschaue / der tränendrüsentrick aus 1989 / herzliche klapse zur begrüßung, weil wir uns einmal LIEBTEN / die karge schönheit deiner fesseln: ich war nur die empfängerin dieses bildes (es war ein »realfoto«, ein still aus dem lebensfilm)

der plot:

»tarek, dein weg endet hier«, sprach eine vertraute stimme in meine richtung, denn ich hieß tarek und war botschafter der liebesreligion, verpflichtet allerdings zum dienst an der waffe (ein fataler aspekt meiner biografie). ich blieb stehen. ich sank zusammen. ich war ein grobgewebter sack als mensch, ich hielt nicht durch, blieb als faltenhaufen zurück: jemand zeichnete mich so. zeit verging. wetter geschah. irgendwann vergaß mich die landschaft, vergaßen mich meine gegner, meine widersacherinnen auf allen levels, in allen welten und auch hinter dieser bar, in die ich immer wieder zurückgekehrt war (weil man mir dort die briefe überreicht hatte mit den botschaften, denen mein gehorsam galt). mein leben war kurz gewesen, und ereignisreich. als toter feierte ich, gewöhnt an intensität, alle verfügbaren rituale meines game-overs und hielt auch die tränen nicht zurück. ich sah meine sterblichen überreste im hintergrund des abspanns immer kleiner werden. ich hörte das fade-out. ich war schon hier und dort.
+++

eine fehleinstellung zum leben, zum richtigen rhythmus, zum sinn der pausenvorschrift / an der raststätte die erinnerung an ein plötzliches ekelgefühl: speckigé consommé

dein ziel = mein ziel: auflösung / 1 warme mahlzeit pro woche / kindergriff ans körperteil / achselzucken / kommentar nr. 368: halt dich fest, ich tu den rest / ich verstand: es ging um selbstaufgabe / sw-doku über das wesen der teilchen / einer, der mit dem fonduebesteck das beet umgräbt / »wiederholt sich alles?«, fragt JACQUI, »ja«, sagt der interpret, der deuter: und legt weiter den verkehr aus

führung als lebensführung

ich halte henni, und sie sinkt trotzdem auf die zither, ihr geliebtes lebensinstrument – und wir sind jetzt eine szene, die wir beide so schnell nicht vergessen können

dein perfektionismus / das letzte glied / der privatidiot / die beruhigungsmusik (die mich noch nie an der tat hinderte, noch nie) und ihr macher aus verzweiflung / immerhin dein fingerhut (hinter meinem ohrläppchen)

wieder die verlustangst von pimpelmaier (als aquarell, im querformat) / liebe als groteske in saarbrücken / »wo war mein assistent? mein fellini-visconti-rossellini-assistent??, mein handhalter?, kitzelmeister?, anwärter auf den grand prix, das große erbe?, meine menschliche sicherheitsnadel?, mein gegengewicht?, wo??«

wutgedanken / »aus liebe zu dir habe ich vieles verhindert, mein vögelchen« / der stierende blick von ORO MORO (wir erliegen seinem charme, seit er uns als kinder ins licht führte) / die legende unseres lebens (nonnenmythos) / paranoia wegen atemholen an der falschen stelle & zur falschen zeit / manische angleichung: an pimky pötzelsdorfer / santa litschy, die aktenkundige / hubsi / alles außer zahnspülung / schlafentzug mit tony, dem zuchtmeister, und aldo, dem schwerenöter aus dem teenietraum ––