
Was Teddy Adorno kann, kann die wohlfeile Bürgerin schon lange. So intim wie nur ein Versprecher vor laufender Kamera, oder ein Wutanfall auf einer internationalen Einkaufsstraße: das hochaktuelle Traumprotokoll, in dem Christoph Schlingensief keine unbedeutende Rolle spielt, dabei sehr gut aussieht (wie eh und je), und in dem sich keine einzige Erotik abspielen will (schon wieder!).
Schlingensief betritt eine Bühne. Ausgesuchtes Publikum. S. stellt Frage: „Wer war Siegfried Kracauer?“ - Gestottere im Publikum: „Äh, Sozio...“ – Da ich S. begehre, will ich sprechen, spreche auch viel, zähle irgendwas auf, werde laut und deutlich und außerordentlich überzeugend, wie ich finde, beginne zu schreien, beschimpfe das Publikum, nenne es (in etwa:) bourgeoise Scheiße. – S. regiert nicht, verlässt stattdessen die Bühne. – Pause: Musik einer deutschen Band, die simultan ins Französische übersetzt wird. S. ist hingerissen – besonders beim Aufschnappen des Wortes „globalisation“. – Ich bin traurig. – S. kommt auf mich zu. Ich bin erregt. S. spricht mich an, meint, ich hätte das Publikum mit meinem Gerede abgeschreckt, und geht. – Ich bin traurig.