intimacy / therapie / theorie: the real traumnovelle II (ein Beitrag aus dem alten Europa) - nicht autorisiert

Träume sind Schäume. Was für ein Betätigungsfeld für Spezialistentum. Wir lesen, wir übersetzen. Neurosen. Pathologische Profile. Zuerst die Deutung, dann eine Therapie. Sprechen Sie ihren Fachmann! Oder führen Sie lieber ein Zwiegespräch mit ihrem Flachmann. Na dann: Prost. Was ist ein Zertifikat? Was ist ein Zeugnis? Abgelegt um zu bestätigen, dass Sie sich da in besten Händen befinden. Ihr Befinden? Noch einen? Na dann Prost! Aber jetzt erklär mir mal einer, wie sich Wünsche lesen lassen? Es ist ja nicht immer Weihnachten. Zumeist liegt uns keine Wunschliste vor. Paralytische Zustände, da wo die Schrift noch nicht schriftlich Niederschlag gefunden hat.


Lesen wir mal wörtlich. „Da ich S. begehre, will ich sprechen, spreche auch viel...“ (Hervorhebungen von mir – der Analytiker). Sie sehen den Kausalnexus! Sie sehen den Wunsch. Ich will theoretisieren, weil ich Sex will. Aber Achtung: wir sollten nicht vorschnell einer Sublimationstheorie anhängen. Wo ist denn in diesem Fall die Libido? Ja, wo? Wo die Verschiebung? Wo der Anerkennungswunsch? Ich will eben nicht theoretisieren anstatt Sex zu haben. Genau genommen will ich gar nicht theoretisieren. Ich will nur „sprechen“, um zu sagen: „Hier bin ich! Wie wär’s? Lass uns miteinander schlafen!“ Ich will nicht mal Eindruck schinden mit „Wissen“: „...zähle irgendetwas auf, werde laut und deutlich und außerordentlich überzeugend, wie ich finde, beginne zu schreien, beschimpfe das Publikum...“ (Hervorhebungen von mir – der Analytiker). Wissen und Denken und Theorie spielen keine, oder eine bloß untergeordnete Rolle – die Lautstärke macht’s aus. Und die innere Überzeugung, besser – aber nicht etwa cleverer oder politischer – zu sein als die vielen (anderen). Ich will Christoph! Das ist meine Chance 2000! Resümee: Ein Sextraum ist ein Sextraum – auch wenn dann darin nicht gevögelt wird. Eine Geilheit macht noch keine “Libido”. Diagnose: To fuck and to be fucked, let’s just hope this is enough. Therapieempfehlung: Ficken. Theorie: dann bei Kracauer...vielleicht mal lesen!?!