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unsere kontaktzone war klein, winzig: 
und doch hielt ich herrschaftlich fast diesen staffelstab in die höhe, in titos andenken, in unser aller andenken, in erinnerung an die vielen kleinen zerknautschten wangen, mit denen der tag anfing in dieser schönen zeit. so will ich mich erinnern, so will ich dir nacherzählen, was ich gesehen: mit frischen getränken, in frischen kleidern, mit frischen frisuren (ich sah euch oft so). Und so wären wir vielleicht ein kleiner unbekannter kalauer geblieben, wären wir nicht: groß rausgekommen.

wir tranken also los, und ich las vom etikett ab. aquarellgemalt. mit vorsicht, einer guten idee, mit typographie, ach, und visueller gestaltung. ahja. wir sprachen darüber unverhältnismäßig lange, ich musste mich erst orientieren, es kam darauf an: Schließlich aber kamst du noch einmal viel zu spät von deinem rundgang um die anlage zurück: So wie du es siehst, es sehest, sagtest du, sei rundherum alles piko bello, alles schön hier, lass uns loslegen, raus mit bleistift, raus mit dem großen auge, ha! okay. ja.

dieser film ist unser hauptwerk bis herbst, ich lasse nichts auf ihn kommen, denn das drehbuch immerhin kostete mich zwei monate, in denen meine nerven auf der hautaußenseite auflagen, sodass überall – post, straße, markt, weg – zu sehen war (und von allen), wie groß meine anstrengung war und wie dünn der faden, auf dem ich ging – ganz allein. eine arbeit ohne dazwischengeschaltene euphorie, eigentlich pure arbeit, keine erfolge für zwischendurch, kein step by step, keine zwischenbilanz pi pa po. ich weiß nicht, ob meine muskeln erschlafften währenddessen, ich nahm es an, denn im drehbuch schlug sich paralleles nieder: es entstanden lange szenen vor schmalen zelten in weiten steppen, und lange kam an diesen zelten absolut niemand vorbei. an die stelle eines kampfes mit einem zugelaufenen tier setzte er, heimtückisch, in korrekturdurchlauf nummer zehn einen planen flirt: girl meets boy, girl meets girl, eine reihe erstaunter gesichter sieht sich gegenseitig an. er war froh. ich aber schleuste eine berserkerin in die geschichte ein, die die traute gruppe aufwühlen, erschrecken, zwischen ihre glieder kleine spitze keile treiben sollte. er bemerkte es lange nicht.