bessek versieht die alte liebe mit steinen,
verkrusteten stengeln, blättern und blättchen: dieser erinnerung ist jetzt. auf
ihr tanzt etwas, das als wacher geist identifiziert werden kann – oder, profan beschrieben, als schatten einer kröte. als ganzes ist diese form länglich, als stapel
aufgebaut: dieser altar geht in die höhe. irgendwo in die mitte hinein, das versteck suchend in der ordnung, legt bessek einen zettel mit 22 wörtern, geschrieben von eigener
hand, geformt auch zu jungen, füchsischen, naja (immerhin) furchtlosen sätzen:
sie preisen das gefühl ganz im allgemeinen als leim für jeden weltbezug. in ihnen
ist besseks ganzer ausgeschlafener, freilich noch nicht sattgegessener verstand gebunden:
die art von verstand, die beim einzelnen am besten funktioniert, wenn er mit besinnung endlich denkt.
zur feierstunde nun legt bessek die knöchelschoner ab, denn an der freigelegten stelle gibt es ein vielfaches zu spüren. als gefühl waltet es auch dann, wenn es geschauspielert, imitiert wird als
phantomgefühl; bessek scheut die kopien nicht, im gegenteil.
irgendwann im ritual kommt immer der moment, in dem sich der
ablauf selbst unterbricht, wie von selbst unterbricht, auf dass ein klarer
gedanke sich einrichten kann im klaglosen ablaufen, im verrinnen des ritus als
prozess wie zeit, wie sanduhrzeit: geschmeidig, zu geschmeidig.
was ist diese liebe als ritual? eine erinnerung, verkrustet zum sentiment, ein sentimentales hobby? oder doch ein fest und ernst verankertes im... fleisch? bessek
kennt die antworten nicht, und lieber als zu fragen und zu antworten und zur fragerei zurückzukehren hinterher etc., streut er thymian um die gemeinen löcher. dieser gesamte platz – umsäumt vom durchaus herrlichen flaum des neuesten farns (ja er war eine
regelrechte neuheit) – ist robust eingerichtet, auf dass er die tänze aushält, die handstände, das schattenboxen, das keppeln und hüpfen, das
mantra und ein hohles weinen. bessek verzichtet allerdings auf den idealen beginn, der durch diese schmackhafte aufzählung angedeutet wird, verzichtet auf die
ideale vorbereitung, das ideale ausharren: er möchte stattdessen die scheuen bilder kommen
lassen und die heißen perlen ebenso, indes: beurteilt, begutachtet, benotet werden
möchte er nicht.
wie liebevoll zerdrückte erdbeeren, wenn sie nicht wie
abgeerntete früchte wirken, sondern wie lebende genossen: so
liefert diese stunde ihre gunst: rot, weit, durchlässig, wellenartig. wer bin
ich, wenn ich nicht von dieser erinnerung zehre, ja ist es denn another time’s memory?,
another man’s property?, fragt bessek das moos. fragt das moos den geheimen
sternengang. fragt die schneckenpracht ein anderes bewusstsein. „keine zeit für nützlichere gedanken!“, kann jetzt selbst die ranghöchste bekunden, da ihr der
sinn nach pause steht: ja sie hackt die nüsse nebenbei und sitzt als die eule, die sie ist, im ersten
zuschauerrang, den blick – der von links nach rechts geht immer wieder –
zwischendurch auf bessek richtend, auf bessek, diese kuriose gestalt (in eulenaugen,
auf eulennetzhaut sich als solche abbildend). bessek, die hilfseule, imitiert und
charmiert: mischt sich durch schlaue bewegung als erscheinung in
das, was diese eulenaugen erjagen wollen wie beute: es entsteht so ein verhältnis,
in dem begehrt wird, bestaunt, bestastet, beäugt eben. und aus eulenkleidern
gemacht ist jetzt auf einmal besseks befederter hut: so ausgeschmückt wird bessek kenntlicher
als kenntlich, und genau so träumt ihn die zweite, die kleinere eule: „wie kann ich dich erjagen
in gedanken, und dein blattwerk dir abstreifen, auf dass wir beide nackte tiere
sind!?“, wimmert sie.
bessek dichtet oder unterstützt oder befördert dies
alles nicht, und auch seine gefährten erfinden hier nichts im sinne einer kunst. freilich
verzweifeln sie auch umgekehrt nicht an jenem anteil des geschehens, der sich tatsächlich in gedanken abspielt, der nur im ausdenken selbst existiert: mit so viel potentiellem leben
umgeben zu sein!, ja das ergibt nicht nur für die eichelhäher und die schlangenschwestern den
optimalen, den maximalen sinn. und diejenigen, sagen sie in ihren
sonntagsreden, die dieser wirklichkeit den schleier abzustreifen sich
anschicken: die mögen erst, die mögen erst, die mögen erst kommen! und die würden, wenn sie denn kämen, nur mit ihren losen augen ohne schuppen dastehen, kahlgedacht und
knausrig leer. drum lasst uns einstimmen in den refrain: verhasst sind uns die
eindeutigen!
eine stunde ist so und so ähnlich vergangen mit
hin- und hergetue, und bessek baut am ende der feierstunde sehr gekonnt den
aufgestapelten obelisken wieder ab: schicht um schicht und teilchen um
teilchen, und auch das beschriebene zettelchen nimmt er heraus und wirft es in
eines der kleinen feuer ringsum. es wird fürs nächste mal neu sein, neu zu sein
haben: das erneuerte nämlich im gehabten, denkt bessek, das schütze ich naiv wie
schätze, als verbinde sich damit eine wahrheit von allgemeinerem wert. ach geschenkt!, denkt bessek, schenken wir uns doch die vielen krummen worte, die die diener der
erklärungen sind, willfährig steh’n in ihrem dienst: was sag ich noch? nichts sag ich noch!
das läuft hier so. so macht sich das.