freitag, 13. dezember 2019, 06:15
liebe reste,
es fliegt mir nicht mehr zu, naja es kommt mir nicht mehr zu, die länge oder kürze der tage hier zu messen. wenn ich euch ein ehrlicher briefpartner sein soll, fällt mir nichts ein.
eure telegramme rieseln in die stuben wie ein zu schwerer hagel: ich liege wie in den plastikkugeln der möbelcenter (im „KINDERLAND“), und dass dies einem menschen spaß bereite, darf als „moderner mythos“ entkleidet werden (na boa! ja eh). fragt euch doch nur: wer will denn ertrinken? – aber aber lautet die antwort, es sei eben das treten an diese schwelle: kurz vorm einsinken ins nichts wird klar: ach ja, man ist nur im möbelcenter, die bällewelle verschlingt einen nicht. i get no kick out of this.
bitte glaubt nicht, ihr seid die einzigen, denen ich aus diesem verwunschenen staffagen-karlsbad schreibe. ihr seid nur viele unter vielen. eure egoismen sind in den braven abschiedsfloskeln am ende eurer briefe gegenwärtig: ich kommentiere nicht weiter und überlasse euch großzügig: euch zu ändern.
manöver der mitmenschen hier wehre ich mit im rechten winkel von mir weggestreckten armen ab: keinen schritt weiter, dieser zwischenraum ist privateigentum, no tresspassing sonst kieferschaden.
wie ich meine pläne schmiede, was ich zu unternehmen gedenke?: alles (und ich meine: alles) lässt sich hier mal honigverschmiert klebrig mal insektenleicht an: was als bronzene zielvorstellung beginnt, krepiert im rohr oder wächst wie adoleszente: indem es schwitzt. – dieser schweiß ist mein hauptwerk, kondensiert auf der glasinnenseite, die mein leben hier umgrenzt. ich denke, das darf euch stolz abringen, oder respektvolles grummeln.
vieles ist, was nicht vor uns liegt!
ergreift eure stängel und rüttelt im trog!
es geht sich nicht aus, weiß
euer
richie