samstag, 14.12.2019, 07:52


liebe vehikel,

mein bericht an das „institut für geschmeidige gelenke“ liegt, abgeheftet und laminiert, vor mir. ich fügte noch eine handskizze bei (d.h. eine von mir angefertigte bleistiftskizze meiner hand. den gelenksschmerz in den fingerknochen versuchte ich darin durch zum teil wilde, zum teil „deepe“ schraffur kenntlich, deutlich zu machen. ausdruck von schmerz im medium der bleistiftskizze ist ja nun nichts neues, und doch fangen wir alle am anfang als anfängerinnen an, und bleiben bis zum ende ohne erkenntniszuwachs, wenn nie ideen da waren, die auszubilden, die aufzufächern sich gelohnt hätte. man fand dafür das wort: dumm sterben. – ich führe das nicht weiter aus. ihr wisst, wen ich meine. er ist unter euch.)

es geht mir mit der zeichnung nicht darum, talent anzuzeigen, das durch arthritische gemeinheiten eventuell auch schon wieder im begriff ist im keim erstickt zu werden etc., sondern: um ein einfaches, genaues bild von schmerz, um das vorgeben, das imitieren, das anzeigen von, naja, reinem schmerz. diese reinheit interessiert mich, ich will sie qua form zustandebringen. die rolle, die das institut dabei spielen wird können, ist noch ganz undefiniert. zuerst ist sie, die rolle, ist es, das institut, die adresse dieser leiden. der beschriebene schmerz durchmisst den raum bis zum empfänger „institut“ (die erfindung des postwesens einmal berücksichtigend als der hammer, der sie ist!). man wird dann sehen, wird dann schon sehen, wird dann erst sehen, was mit ihm geschieht. seine reinheit wird vielleicht beurteilt? vielleicht in zweifel gezogen? vielleicht ist auch der schmerzbericht kein genre, das dem institut in diagnosedingen dient. vielleicht setzt es auf tränen; noch nasse wangen. die es wegwischt. die es kommentiert ??

55 eng bedruckte A4-seiten – eine erfindung, um kontakt zu schaffen: das institut kennt meine absichten nicht. ich noch nicht genau die meinen; außer dass:

in keinem kunstraum dareinst ein laminierter, abgegriffener hefter auf einem sockel liegen wird mit dem titel: „schmerzbericht an ein institut“ oder „bericht an ein institut der schmerzen“ oder „schmerz an institut“ oder „gesammelte schmerzen, 1. band, hg. vom institut für g. g.“, 2019.
in keinem.
außer dass das in keinem.
nie.

verlassen in gedanken,
gedemütigt in taten
garantiert euch zumindest das:
eurer
verlustängstler

richie