Wenn nichts mehr geht / und gar nichts sich bewegt... / Allein die Schäden / sie bewegen sich noch: auf hohem Niveau!



Auf hohem Niveau bewegen sich die Schäden - EIN HÖRSPIEL!


Und zu lesen:

Und sie sagte, sie könne nicht mehr, und schon gar nicht mit dem Kapitalmarkt.
In Quarantäne war unsere Tochter Clara wegen all dem, was sie früher hätte werden wollen: Politikerin, Musicalstar.
Eine finanzielle Leistung müsse er erbringen, gab er zu Protokoll, und er wisse nicht wie, außerdem sei dieses Geld doch nur eine „Scheinlösung“, die langfristig nichts bessern werde, im Gegenteil.
Clara nahm den Henkel-trocken in der Lobby – mit dem Anzug aus der zweiten Theaterreihe. Der war nur kurz in der Stadt, wegen der „Rechtssache“ (er könne im Moment nicht drüber reden, er stehe unter Eid... - auch egal): eine Liebe unter Einfluss. Auch seine Vorgesetzten waren knallharte Mitmenschen, echte Kindergartencops: sind den Verliebten nicht von der Pelle gerückt. "Träume, die bei Nacht entstehen und bei Tag vergehen...“ – Am nächsten Morgen war Clara erschüttert, über ihre Zügellosigkeit, im fremden Hotelbett, und dennoch: geil auf mehr.
Er hatte (eben) noch die Telefonkonferenz... dann ging’s weiter.
In den USA könne man gut leben, könne auch alles auf Karte zahlen. Leichter wird’s nie mehr, hat Udo vermutet, war inzwischen aber auch seicht genug geworden, müde und langsam „im Denken“. Eben ein sun-shine state – hier. Da gibt’s kein Morgen.
Clara legt noch mal die schöne Platte auf.
Darauf er: er habe keine Muße, für die leichten Künste, schließlich müsse er die Sache mit der UNO-Zentrale... – wenn er mal ehrlich sein soll: eine kriegerische Intervention – er müsse da die Rechtsfrage klären, die sogenannte.
Pretending to be an immigrant in this sun-shine state: Udo hat sich mit seiner H&M-Klamotte noch peinlich berührt gefühlt, als er am Flughafen durch die Schleuse kam. Sein Bild war auf keinem einzigen Index: eine Mischung aus enttäuscht und schuldig – das war der Nachgeschmack. – No one’s gonna miss you in Beirut, hey, loverboy: no one’s gonna miss you in Miami Beach...
Mit kahlgeschorenem Kopf war er noch zurückhaltender als sonst. – Mir kommen die Tränen, wenn ich in meine Zukunft seh’. Ich hatte noch eine Beziehung in den Neunzigern. Bin ich ein verlassener Mensch? – Aber mir kann doch keine Menschenseele mehr erzählen, ich sei ein verschwendetes Talent: ich seh’ mich doch im Spiegel, und: wir kannten das Risiko doch!
Udo buchstabiert sich durch: ein sun-shine state, ein „Fantasie-gehalt“ – gar keins.
Von zuhause kommen auch immer nur die missverständlichsten Nachrichten: dass die in Frankfurt keine Eigenkapitalquote haben, oder sowas...
Udo hat die „K
ultur der Mäßigung“ nicht verstanden: die Kanzlerin sagt, ein Managergehalt sei ein Affront, ein Fantasiegehalt eben. Und Udo... der negiert die Fantasiepolitik, den Fantasiemarkt – was sag ich? – die Me-dien! The sun only shines on TV, und: „Ich bin doch gekommen, um zu bleiben“, skandiert er; und: „Ich bin ein vorbildliches Modell!“
Was du da oben hast, das kann dir niemand mehr... – ja was nur?: – abkaufen, sagt der Großonkel in der Erinnerung, und Udo weint alle Tränen. /
„Jetzt ist aber gut, jetzt schreib ich einen Roman“, oder: „jetzt ist endlich gut, jetzt geh ich Pferde stehlen.“ – Warum ich so allein bin? – Ich bin die Intelligenzija, ich hab den Dreh raus!
Clara bucht noch mal die Kreuzfahrt. – Ihre junge Liebe sagt, die Sekretärin hätte ihr Diplom nur gefälscht und wäre mit ihrer Übersetzung neulich grandios aufgeflogen.
Gut ernährt, behütet aufgewachsen: das hätte reichen müssen. Papá und die Bibliothek: beide im allerbesten Zustand, und der Bösendorfer: ein akkurater Flügel.
Dass es nicht hätte sein sollen, war ihm via Ferngespräch attestiert worden, und: dass er sich keinen Kopf machen solle, nicht jeder könne ... einer müsse eben... usw. usf. – Ein nur schwacher Trost.
Diese community hier ist international, und sie hat sich das irgendwie anders vorgestellt. Der schlechte Nadelstreif da drüben: nur Praktikant! Die Übersetzerin: nur gefälscht! Der Mann für die Rechtsfrage: ein Sextourist! – Für unsere Anliegen kämpfen immer nur Halbgebildete, Dilettanten...

wie wir hier raus kommen? /

... aber: wir kannten das Risiko doch...