THE HOSPITAL YEARS / PART II: Maxine Moore – / „No foreign word is a stranger to me!“



Nachgerade ihrem glamourösen Namen ZUM TROTZ verhielt sich Maxine (Ärztin aus fast keiner Leidenschaft) meilenweit milieufern. Auf Anfrage erklärte sie das gut u. gerne mit sinngemäßen François Delsarte-Zitaten: LA NATURE LA NATURE LA NATURE ! / oder: CORPS ÂME ESPRIT !
Indes: Maxine hatte auch ihre eigene Adaption eines wohlfeilen 19. Jahrhundert-Delsartismus/Naturalismus vorgenommen: Ihr Studienobjekt war nicht die kryptische Eleganz des Zitronenfalters, sondern die klischierte Klinik des 21. Fernseh-Jahrhunderts: Die Klinik als Serie, als perpetuum mobile, als Selbstläufer u. Heterotopie.

Anfangs hatte sie Zweifel: Immerhin war sie es doch, die hier appropriiert wurde: Als rothaarige Erfolgsherzspezialistin, als Internistin mit extrem exaltierter Art zu gehen, als untersetzte From Harlem to Heaven-Biographie u. dgl. kam sie aus der Maschine wieder raus... All das harrte der Rechtfertigung: Maxine war da zäh; wollte wissen, wie's dazu gekommen war, dass aus ihrer doch recht exponierten professionellen persona (als Matrize einer Ärztin) solche antagonistischen, zugleich doch eigentlich jeden Antagonismus untergrabenden, ja für doof erklärenden Abziehbilder abgeleitet werden konnten. (Und dass es auch ihre Matrize war, über die da verfügt wurde, daran zweifelte Maxine keine Sekunde lang.)

Ihr Ansatz war, diese klischierte Welt in der Totale zu naturalisieren: sie nahm jede Pose für bare Münze, das war ihr Coup, bzw. Entschluss. Im Studium jeder dieser luziden Posen war sie ausgenommen detailverliebt, geschult freilich am anatomischen Blick (durch den ja gerade auch Maxines Objekte markiert waren: M. frönte dem, wie sie durchaus überzogen formulierte, doppelten Blick. Ihrem alten Londoner Freundeskreis pflegte sie das glasklar auseinanderzusetzen: i see a [possible] version of me through eyes which were taught to apply the same method as those eyes i perceive were taught, a professional method, a professional view; a view that knows it all right away, as Foucault says...)

Die TV-Klinik, in der noch die hinterletzte Statistin der überzeichnetesten Pose ihre Oberfläche lieh, hielt Maxine, trotz ihres programmatischen Realismus, absolut fern von dem, was ihr eigener, gewollt authentischer Krankenhausalltag war: Beide in der Praxis durcheinanderzubringen, hatte auch echt keinen einzigen Zweck: als Systeme existierten sie vollkommen autark. Nie ging es darum, das ungleiche Doppel/Double gleichzuschalten; orientiert war Maxine allein an sich: Es war sie, die sie als Ergebnis der Übung verstand. /
Als Abzug, destilliert aus den abgepausten Entwürfen, geklaut aus dem Skizzenbuch für den angewandten Ärztinnen-Habitus, ging sie statt ins Fitnessstudio, zur Arbeit, um sich als her very own self zu stylen.