Toni versteht das neue Office-Paket als Anleitung zur Selbstermächtigung. [Sie tippt ihre Vita ab, in der Diele.]
All das war angeblich nur kopiert aus Judiths Katastrophenblog, in Wahrheit aber ein Ausschnitt aus Tonis bewusstseinsströmender Tagesprosa… Toni hat aber auch feine Feinde: Da kenne die aber mal gar nichts, wenn die das lese, die Judith, wenn die das bemerke, dass das alles nur geklaut ist/sei, - gibt irgendjemand gute Tipps, bloß Toni braucht die gar nicht, sondern geht gewissermaßen `stattdessen` unter die Dusche, lachend, sagt eine Schulballade auf. (Denkt zu einer Prince-Melodie: Mea memoria, mea culpa, I lo-lo-love Richie Wagner!)

Toni guckt das Interview mit der Schauspielerin-Adeptin-Scheinirgendwas mehr matt als klar und will sich später im Freundinnenkreis ganz klar (und deutlich) zu den Ereignissen des gestrigen Tages äußern, weil ihr die irgendwie auch ehrlich zu schaffen machen und sie lieber quatschen will, als albträumen ... D.h. dann später in der Bar: Sie hofft auf Aufklärung. Wie wir alle. WIR ALLE HOFFEN AUF AUFKLÄRUNG! /
Toni hofft außerdem, eine deutsche Intellektuelle (??) werde sich zu den Ereignissen äußern, im Feuilleton. Oder Marlene Streeruwitz. – All das wird aber gar nicht passieren. / Immerhin: Auf Judiths Blog pappt eine sog. `Spontanreaktion‘; und die geht so: „Diese monomanische monolithisch blockierte blockbildende alles abblockende Scheingesellschaft produziert out-geburnte MittelSchrägstrichUnterschichtskatastrophenbiographien, die in öden Versuchen enden, irgendwas zu ändern, später aber nur noch ENDEN. – Siehe Monika S., Lufthansa-Mitarbeiterin, 43. Wir trauern. – Außerdem bin ich der Meinung, dass Springer GEBROCHEN werden muss.“ (Toni denkt beim Lesen: Das ist jetzt wohl eben grade, genau jetzt, in diesem Augenblick, das ÖDESTE, was ich seit langem… gelesen habe, und dennoch: es spendet Trost, MIR, die ich Trost BENÖTIGE!)
Am nächsten Morgen eröffnet Toni ein Bankkonto bei einer Bank, die, sagt Judiths Blog, im sog. Osteuropa Wohnungen bauen lasse, die man in Mitteleuropa Billig-Wohnungen nenne, in Osteuropa... aber nicht. – So beginnt ein guter Tag.
[Bild aus: Dorothea Melis (Hg.): SIBYLLE. Modefotografie aus drei Jahrzehnten DDR]