HIDDEN TREASURES III: Welche Rolle spielen Tiere in dieser Erzählung?





I. Immer schon mit Konsequenz


Mit der Waffe eines Toten pirscht sich die Hündin an, - ran an die Fangemeinde. Das Schöne an der Verwegenheit, denkt sie, ist die basale Weise, auf die sich alle irgendwie davon angesprochen fühlen, oder beeindruckt. Sie selbst wird ja ständig um Interviews gebeten, seit sie im Untergrund lebt. Muss aber naturgemäß die meisten ausschlagen, weil … dann doch der Sinn der Sache.. recht offensichtlich.. flöten ginge, klar, jaja, ganz klar.

Was heute anstehe? – Na dichtes Programm: Zuerst irgendwo einen Alarm auslösen, damit die mal wissen, dass ich da bin. Dann die Formation bilden, zusammen mit den Hähnen, Krähen, Eulen. Alles aufplustern [big picture]: So für Stimmung und Aufruhr sorgen. Dann den Text verlesen. Die Buh-Rufe ignorieren (gegebenenfalls auch den Applaus). Noch lauter ins Mirko brüllen. Dann das Mikro in die Menge halten und – ohne Kriterium – irgendwelche Stimmen „einfangen“. Dann langsam das Bühnenbild hochfahren, die Schauspielerinnen auf die Bühne bitten. Sie einzeln vorstellen. Dann sie ihre Texte aufsagen lassen. Dann die Kampfszenen, die Schriftbänder, die Erklärungen (Erzählerstimme aus dem Off), dann die Reinigung (Feuer, Wasser, Schlamm): Letztlich: Auferstehung aus der kaputten Ruinenlandschaft; Regieanweisung: Aus den Trümmern regt sich ein wenig Grün: DAS IST die Tulpe der Hoffnung, die quält sich in ihrem jugendlichen „Existenzdrang“ durch die Reste des Alten hin an die Luft (oben); sprießt, dazu lebensfrohe, ‘gezielte‘ Schlagermusik. Sonnenbeschienen. /
Dann alles wieder einpacken und abhauen.

Einmal wurde sie gefragt, ob ihr sog. Aktionismus denn nicht ohne seine kriminelle „Grundierung“ auskäme, ohne Geldwäsche, Terrorcamps, besetzte englische Parkanlagen usw. – Darauf wollte die Hündin, na klar, zuerst gar nicht antworten bzw. reagieren, gab dann aber klein bei, und verprügelte die Hirschin, die die Fragen stellte.





II. Theatralik der Welt: GLOBALE INSZENIERUNG (spielt aber zuhause)


Karin war wieder zurück, aus Portugal: Ihre Katze war tot, Rolando war nackt; wartete mit Essensresten zwischen den Zähnen auf Erlösung, vermaß seinen Hodensack. / Karin wiederum hatte ganz konkrete, sozusagen entgegengesetzte Absichten:

In Lissabon kam ihr die Idee der Befreiung, zugeflogen als Täubchen, das ihr zärtlich auf die Schulter schiss. ›Offenbarung‹, musste sie denken: gut, dass ich in diesem SINGULÄREN Moment auch tatsächlich in der Lage war, das Vorkommnis richtig zu deuten. Jedenfalls stand seither fest, dass R. rausfliegen würde, aus der Ehe, dem Mietvertrag, dem Kunstbegriff: und zwar zur rechten Zeit, im besten Moment: dem dramatischen Höhepunkt nämlich. - Bis dahin, so die Weisung, würden die Wogen, die Szenen, dermaßen sich hochgeschaukelt haben, dass die INTENSITÄT dieser Regungen alle alltäglichen Gefühle über die Maßen überschwemmt/geflutet haben wird, sodass am Ende nicht der Nachgeschmack des Verlassenwerdens bleibt/zurückbleibt (für R.), sondern die Euphorie, die Begeisterung darüber, Teil dieses Spektakels, dieser Ermächtigung der Kunst, gewesen zu sein. – Zu Gast bei Freunden: Die Theatralik der Welt. (Karin sah das klar.)

Rolando hatte in der Zwischenzeit mit den Wimpern geklimpert: Du machst mich komplett fertig mit deiner Präsenz jetzt, sagt er, wiegt den Arm – unkontrolliert – hin und her, schwingt sich selber auf, läuft fast auf K. zu, oder auf; die wiederum springt/hechtet zur Seite, darauf rennt er, R., gegen die Wand, und die Stirn frontal dagegen: kurze Widerstandsbildung in ihm, dann wieder Wille zur Handlung, und Sammlung von Kraft, überdeutlich: R. streckt alles in die Höhe, was er hat, setzt zum Angriff an, wirft sich in die, für ihn, richtige Richtung, fasst Karins Brüste und verhakt sich, voller Erfolg.





III. Verhältnisse auf der anderen Seite


Schlangen, Blindschleichen, Nattern, Würmer, alles, was Länge hatte, war versammelt: Eine Leidensgemeinschaft. Alle tranken sie zu viel, alle konnten sie ihre Spiegelbilder nicht ertragen. Die Lösung kam auf lautem Fuß: Die Therapeutinnen fielen ein, als Armada: Kamen hier an, mit ihren Studienabschlüssen, und zapften den Sinnlosen alles ab, den letzten Rest an (guten) Ideen, den nahmen sie mit, um dreiste, dünne, dummdreiste Artikel in ihre Tagebücher zu tippen/klopfen. –

Dieses System von FÜRSORGE als Dienstleistung war vollkommen gescheitert, abgewrackt: Aus der absurden Situation eines (...) Abhängigkeitsverhältnisses heraus scharten sich die Opfer um die Quacksalberinnen, um das schlimme WARTEN, das ihre Existenz einzig noch bedeutete, abzugeben, davon was abzugeben, irgendwas dort zu lassen; nicht wissend, dass das das Beste war, was ihnen noch abzuringen war; genommen aus dem Schatzkästchen, das dann ja doch noch irgendwo in ihnen... konserviert war, als Versprechen der Gleichheit, der Chancengleichheit, als versprochene Glückserfahrung, eingekapselt, nie aufgegangen. // Leer und MATT kamen die Sinnlosen aus den 45 min wieder raus. Lagen dann am Straßenrand rum; ihrer letzten ILLUSIONEN „beraubt“, blutleer.








[Bilder: s.u.]