myra verknüpft und tut: es ist kein job,
es ist ihr anliegen. am ende des tages wird ein drittel der empörung, die dazugehört, verflogen sein, und die anderen zwei werden fröhliche
urständ feiern, myra weiß es schon im vorhinein. es ist ein austarieren, dieses tun. immer spielt dabei vernunftgrund
gegen wahrscheinlichkeit, und die dann gegen die tatsachen. und dann kommt noch
das unberechenbare dazu: wie wird das wetter sein? wie
viele werden kommen? es ernst meinen? und wie kriegen wir die anderen rum? /
myra schaukelt ihre hündin auf dem schoß, spricht
mit ihr – nicht, weil sonst niemand da ist, sondern weil sie da ist. beide sind bessere wesen danach, nach dem austauschen, dem körperkontakt, denn er macht umsichtig, er ist die lehrmeisterin, sagt: schmiegen,
geschmiegt, einander gewogen. nesrin verwuselt sich in myras kniekehle. es kitzelt.
auf ein flugblatt notiert myra später eine zahl, während sie telefoniert. dazu kritzelt sie. am ende ist ein
hübsches bild entstanden, das zu den anderen papieren fliegt. ins nest. wo es sich verbündet.
myra steigt in die stiefel. „was liegst du noch
herum, tigerchen nesrin, auf, auf, komm, wir geh'n!“, sagt der mund, der durch ein
lächeln spricht. die hündin springt auf, fast salutiert sie zum spass. es herrscht ein
angespanntes gefühl, sie kaschieren es beide mit kleinen witzen.
in der straßenbahn dreht myra die musik im ohr
zwei stufen rauf: laut bringt ruhe. in der kapsel geht denken manchmal genau deswegen gut,
weil nichts rein und nichts raus kann, weiß myra: wenn man dann mit dem grübeln beginnt, ist es so, als würde wasser kochen: der dampf steigt hoch,
beschlägt die innenseiten und rinnt daran wieder nach unten. der effekt ist, dass
sich der gedanke geändert hat, er ist jetzt aus anderem stoff, in anderem
kleid. er ist beweglich geworden. myra mag das, denn es kommt bei dieser art zu
denken ein gefühl auf. es ist ein gutes. bescheidenes.
myra und nesrin steigen aus: da stehen sie
schon, es sind viele. viele, die sie beide empfangen werden, jetzt gleich, auf sie zulaufen, sie begrüßen, ihnen sticker in die hand drücken werden, und anstecker. papiere, zeitungen, wichtige nachrichten. das wetter, sieht man, meint es gut, und auch die mikros sind schon an. nesrin hält den kopf hoch, myra
streichelt ihr über die flanken. für zwei, drei stunden, wissen beide, zählt jetzt allein die konzentration, der einsatz, das abgerufene wissen. denn das hier ist die
bühne, die sie beide dafür auserkoren --
und jetzt gleich: geht es los.