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dreizehn selbstgemachte perlen aus ton, zusammengeknödelt zu organischen formen, dreizehn löcher mit einer langen nadel gestochen: immer fällt am ende die unvollkommenheit auf (wie viele winzige pusteln die perlen tragen, wie sehr man ihnen das handgemachte ansieht), und eine leichte unzufriedenheit schleicht sich an, wird aber von der erwachsenenstimme sofort benannt, eingehegt (so viel schutz und hilfe sind viele von uns nicht gewöhnt und sehen daher staunend zu): es folgt eine erklärung, es wird uns etwas gezeigt, und wir hören zu. / ein starker eindruck von kümmern. er wird lange bleiben.

heute kugeln diese perlen, gefädelt auf dünnes garn, im schmuckkorb durcheinander, und das ganze geht so lange, bis das knäuel unentwirrbar wird, naja besser ein klumpen ist. in die handschale gelegt, sieht man damit aus wie eine barocke skulptur, die die traubenrebe in der hand hält, sie stolz präsentiert. so ein zustand ! -- //

man müsse keine angst haben, keine sorgen, verkündet sannah, mit der ich eine vergangenheit teile, die irgendwann einfach darum  bedeutungsvoll wurde, weil sie zwanzig jahre her war: man müsse sich nicht sorgen, nicht quälen, denn am ende lohne sich der aufwand nicht, und man verliere doch nur energie dabei, und mit dieser energie könne man doch eigentlich schöne dinge tun, könne malen, zeichnen, schreiben, ein ganzes werk – ja, sie sagt es – begründen. da halte ich an, will auf die pausetaste drücken, und lege stattdessen den dünnen löffel auf die untertasse. sannah spricht weiter. mein blick geht an die ränder ihrer erscheinung, ihrer guten haltung, ihrem ganzen äußeren, so wie es hier vor mir sitzt. da ist das lange braune haar, es liegt auf der schulter, dort macht es quatsch, macht für mich zeichen. wenn ich aufhören würde, sie anzusehen, wenn ich wieder damit beginnen würde, ihr zuzuhören: ja wenn, dann: würde ich mich endlich und einmal und einmal richtig: zusammenreißen. aber. ein kleines aber. und danach weiter. das schauen, meines, geht wie ein strahl, denke ich, zum angeschauten hin, und auf dem weg dorthin gehen teilchen, substanzen, irgendwelche inhalte verloren, tropfen ab, brechen weg, und es landet schließlich das interesse auf dem objekt, der blick auf dem ding: und was entsteht? ja was eigentlich? ein gesehenes, ein bild, ein dumpfes glotzen von mir auf sannah, die nichts will, als mir helfen, mir zur seite stehen, die insgesamt so vieles will und tut, so vieles, das ich nicht wertzuschätzen weiß. – undankbar sein, ja, das hätte sie gelernt, höre ich jemanden sagen. naja, denke ich, dem könne man nur zustimmen.