lucy lucinda lucette (2)


du verwandelst dich in ein kindergefühl, in etwas, das rasch verschwinden, sich schnell ducken kann: in ein bild aus papier + pastell, das umgedeutet wird, revidiert, zurückgenommen, zaghaft oder wild. du bist eine geschichte über zwei flüsse, die zusammenfließen, nicht aus kalkül. aus gutem grund. du bist eine gewürzmischung, von der nur eine kinderlose gemeinschaft ohne kabel und kanäle die inhaltsstoffe kennt: du kannst dich verlieren. du kannst vergessen werden, vergessen kannst du sein: in meinem nabel verwahre ich zwei, drei dinge, die mir wertvoll sind, die ich zu retten, zu bewahren als andenken, nein, als zeichen von mir für angemessen halte, ja für recht + gut: diese überlegung besteht schon lange, sie geht mir, sie geht uns voraus: in der veränderungslust, in der euphorie, die in den gesprächen über veränderung von mir, von uns immer mitgesagt war (in den zeilen, nicht dazwischen), in dieser hochstimmung also hatte ich ein quäntchen aus dem alten ins neue mitzunehmen beschlossen, es versucht: es ging leicht. 

eine rassel nicht in der hand, sondern zwischen den zehen. eine italienische landschaft so mild, so farbig-satt, dass ich beschließe, viele kleine messer auf den bildausschnitt zu kleben, nicht aus angriffslust, sondern aus akribie: einem wunsch nachgebend, nein folgend, der mich bewegt, dem wunsch – wenn nicht alles, so doch das meiste – auszugleichen, vieles – sei es noch so klein – in die waagschale zu werfen, ja? ja. / oder: einen anlass zur reue vermuten in der lapalie, die uns umtreibt: wenn wir die falsche straßenecke nehmen, durchqueren den – in der gesamtsicht! totalität! – falschen block: das spazieren, das streunen wie wichtige-lettern-setzen begreifen (unendlich wichtig), und den baum wie einen grund zur umarmung seines nächsten: überhaupt wälder. sie dem konservativen denken entreißen!, dachte lucy in halbstarken bildern, sie umkodieren: ich sehe wie die flocken in der schneekugel auf diese anderen wälder herunterkugeln, wie die bahn ihrer bewegung neu und anders und nicht mehr von oben nach unten als ein fallen zu beschreiben ist. und wie nicht mehr mit hinter dem rücken verschränkten händen und nach vorne hängendem kopf geschlendert wird durch diesen wald, sondern plappernd, loslabernd, hektisch angefixt fröhlich und in maximalem zustand euphorisiert: alle hecken ecken ränder alle büsche alle bäume, die du streifst, behielten etwas von dir, an jedem blatt bleibe, sagte lucy, das euphorische kleben, besichtige es! tu es! geh dort hin!, und wenn du das nächste mal vorbeikommst, wirst du die male spuren promille kleinen teile sehen wie licht in einer anderen frequenz. du wirst.

eine mitteilung, doziert l., ereilt uns nicht: wir nehmen sie wahr! vielleicht kommt sie auf dich zu wie eine welle an verpflichtungen, ja. kein grund aber ihr nachzugeben wie feines aus teig und luft, das bricht, einfällt, wenn es aus dem backrohr kommt, sondern – und wenn schon: es aufnehmen wie ein vogel, der die böe nützt für seinen eleganten flug: verwenden, aufnehmen, umdrehen, acht geben. sich-rauswinden, sagt lucy, könne aussehen wie der formvollendete abgang, der so noch nicht ward gesehen: ja wusstet ihr das nicht? – /

ich studiere, fährt sie fort, ohne euer wissen viele tierarten. nicht in naturansichten: sondern in künstlichen arrangements. ich sehe die tiere, wie sie sich abheben vom tableau, vom bühnenbild, wie sie einen unterschied machen. ich verleihe ihnen stärke dadurch, willensstärke und die größte, eine himmelweit gedachte autonomie. sie kommen in die szene, sie treten auf. sie erbetteln nicht meinen schutz. sie fragen nicht nach einem treuen, mitleidigen blick. sie geben selbst das bild. ich erwarte, sehe, veranschlage mich, so lucy, in einer zukunft, die meine planenden finger, hände, gedanken noch nicht erreichen können, als sammlerin, verwalterin, als verfolgerin ihrer interessen: ich wohne in mehrstöckigen häusern, ich treffe sie dort an so vielen, umdefinierten orten an: die eule hinter dem duschvorhang. ich grüße sie. die katze im lift und den raben im schrank. den hamster vorm tv und die kinder aller überall. – es gibt eine vorstellung von schmutz, von staub und dreck, die eine antwort ist auf alle sehnsüchte nach geschützt- und gehegt-sein. sie klappt, kickt und funktioniert, wenn man ein teil wird von ihr: formlos in der staubfluse.