haim


haim sieht aus der ecke ins zimmer, legt die beine in klammern. seine unruhe ist vertreten durch die arme, die nicht zahm sein können, weil sie: vertreter sind - wie radikale im anzugstoff, wie v-frauen, kurz vor der enttarnung. weil sie alles unausgegorene verkörpern, alles, das noch kocht, noch unentschieden ist, das nicht weiß, wohin mit sich. und-nicht-weiß / mit-sich-wohin.

haim verliert die geduld. (jetzt.) (und vielleicht auch sonst.) dann will er definitives und rutscht von fliese zu fliese. es ist ein irgendwie unwirklicher marsch. es geht voran nur, wenn du dich anstrengst, es geht in eine richtung nur, wenn der boden glatt genug ist und die wichtigsten teile des körpers konform gehen, mitmachen. man müsste direkter mit ihnen kommunzieren, denkt haim; vielleicht gibt es das doch: ein band von oben nach unten, ein magnetband, will haim spekulieren, durch den ganzen körper, das den zusammenhang herstellt. eine verbindung ist. dauert. und die träger dieser bahnen, es sind die verkehrshüter, es sind straßenbauer und amtsvertreter, es sind wegbereiter, venenfinder, es gibt sie in hoher zahl, ja die! ... und es gibt anfänge genug, wenn du nur auf den beton trittst und nicht unausgesetzt schleifst und träge bist und eine masse, die sich verzweifelt wehrt gegen motoren, geschwindigkeit, gegen gerät, das in kraft umgesetzt wird, technik.
man kennt seinen eigenen widersacher zwar, sagt haim, aber man erkennt ihn nicht, wenn er am wegrand steht. so entstehen probleme. die handelnden personen folgen einander schweigend, sie lauern einander auf. also sie gehen im schatten mit, während man lacht zum beispiel. und sie können sogar das kichern spüren auf ihren körpern, so nah sind sie. also man redet und verknüpft und tut und hilft: und dabei hängt im nacken die schiere unperson eines selbst. so leben wir, fasst haim zusammen: so lebe ich.
welche konfronationen wir aushalten, und welche wir malen, zeichnen, sticken und schnitzen: es gibt ein abwägen zwischen beidem und es gibt ein argumentieren dafür, dass beides dasselbe ist. naja gerade dieses ertragen würden wir malen, dieses aushalten, eine milde form von widerstand würden wir schreiben, in bilder setzen, sagt haim; wie das? 
      haim kennt eine frequenz, wie er das nennt, über die er schmerz empfängt. er hält die dämme offen, ganz ungeschützt bereit sind die kanäle für vieles, das einströmen will, es kann: häme. jede art von panik. unvernunft. neid. schlechte gedanken. disparate. er würde nachts daliegen, schlafend oder nicht, wie ein aderlasser, sagt haim. er würde unentspannt aussehen, erschöpft, auch die nächsten berichteten das. so gesehen ein zwang. richtung ausgeliefertsein. das aufwachen dagegen als das erkennen einer wirklichen, starken unfähigkeit zu jeglichem tun, das die vorstellungen davon erschöpft, ausschöpft, was  t-u-n  ist. und umgekehrt stelle sich doch auch die frage, sagt haim, was erst recht dann tun, wenn das tun uneingeschränkt ist?, wenn niemand zensiert und zwingt und lenkt und denkt? haim redet, sagt er, über die lose, ja das lo-oo-s der freiheit. er sagt, seine freiheit sei ein fächer, ein leporello, etwas, das geheftet ist, in falten liegt. haim sucht die bilder für die sätze wie aus einem alten staub. er wechselt vom euphorisch- und interessiert-sein rasch ins erschlaffen. und niedersinken. und wieder sich-aufrichten. haim gestaltet, sagt er, eine poetische wirklichkeit und diese wirklichkeit, sagt er, muss die konfrontation aushalten, ja führen. den konflikt führen. nicht als reaktion, sondern handelnd, konkret. aufgenommen aus traditionen. wie staffelholz. aus vieler leute hand --