aus den »lehren des gläsernen hauses«, erster band, 1997
ich war ein schuh. sie gingen mit mir aus.
ich ließ mich ausbilden: zur installateurin.
ich verließ meine lehrer (sie litten unter dieser abnabelung schwer & lange) und ging in die welt, wie sie eben war.
ich versprach dieses leben als haus anzunehmen, wie einen hut. ich versprach es im stillen gebet. – man kannte mich.
die medien wuchsen um mich herum wie hecken. schirme, fragen, mikrophone. ich ließ sie gewähren.
ich liebte eine „herrin“: ich nannte sie cindy la maine.
sie legte schwere küsse in meine ohren (ich hatte viele, ich habe viele).
zu bestimmten tageszeiten stieß sie mich zurück.
ich appellierte an sie, ich schwieg sie an, ich rollte über sie, sie wechselte ihre kleider und verwirrte mich.
ich hielt ausschau nach allen optionen, von denen ich hörte, dass es sie gab: ich wusste nicht, wie sie aussahen.
es oblag mir nicht, noch weiter zu gehen.
cindy la maine versprach mir köstliches – und gab es mir: mir schlüpfte ein „danke, merci, arigato“ über die lippen, ich wusste nicht mehr, wie das verhalten so im allgemein in diesem leben konventioniert war. – so ein jammer.
cindy la maine tätowierte mich an einer stelle, die man nur finden kann, wenn man weiß, wo sie ist und einen langen anreiseweg auf sich nimmt.
dieses „geheimnis“ schweißte uns heiß und glühend zusammen.
ich verkniff mir, ihm dafür zu danken.
»launen meiner natur« stellte eine therapeutin fest, der ich mich offenbaren sollte. sie schrieb dies in ein diagnosebuch. sie war ein fisch, im hautberuf nagte sie an menschenfüßen. dies hatte ihre ausbildung finanziert. ich begriff, dass sie hoch angesehen war.
in der freizeit sollte ich nur eines nicht: vor meiner eigenen haustüre kehren. dies ging aus einer nachricht hervor, die mich verschlüsselt erreichte. ich las sie im schneidersitz sitzend durch und trank dazu kalten tee. (la vie en rose!)
ich bin kein kunstwerk, ich bin nicht der wille dieser gemeinschaft, ich komme aus einer gegend, die verwüstet ist und einmal aufblühen wird wie hibiskus. ein blütenfeld wird also dareinst der ort meiner herkunft gewesen sein. erleuchtet von hellen gemütern. ich werde einmal wandeln zwischen gemüsen und frischen larven, zwischen mitarbeiterinnen einer firma, die heliumgefüllt sein wird. das kichern wird schallen, so nasal wie noch nie. – eine runde kugel las mir diese zukunft aus der hand. – und rollte weg. ab.
cindy la maine kolportierte meine gefühle: ich sei ohne scham – und voller scham. ich lebte in extremen, sagte sie, die ich selbst nicht bemerkte. daraus erkläre sich mein außerordentlicher status innerhalb einer runde von golfspielerinnen, die ich meine freunde nannte. – sie hatte nicht unrecht.
ich suchte einen spiegel, ein gefäß, in das ich mich begeben hätte können. ich suchte ein kreuzworträtsel, in dessen leere felder ich mich hätte einpassen können – passgenau!, und nichts von mir hinge über den rand, ich verspreche es, nichts von mir!
als mich die nachbarn kitzelten,
verstand ich,
dass ich allein war.