montag, 20. april 2020, 8:55

aus den »lehren des gläsernen hauses«, erster band, 1997,
kapitel 101: »wiederholung und abwandlung
unter berücksichtigung einer methode«


cindy la maine hatte früh eine identität als surferin gewählt: sie legte diese rolle weit und großzügig aus, ließ sich vor bücherregalen in nachdenklichen posen fotografieren, gab autogrammstunden am strand, signierte bretter, quatschte ohne unterlass und stapfte hinterher ins gestrüpp, um sich zu erleichtern. natürlich feierte sie auch nächtelang durch, ergab sich einem rausch, der über nichts aufschluss gab, sang und grölte; tags darauf aber trainierte sie wieder in unerbittlich knallpinken shorts, eine selleriestange zwischen den zähnen. – sie fand keinen nennbaren widerspruch in diesem, ihrem rhythmus, ließ sich nicht in kreuzverhöre verwickeln deswegen, nicht zurechtweisen. aus der polizei, den verboten, der pflicht, die sie umstellten (eine einheitsfront!), machte sie ein bühnenbild: sie malte darauf. schnitt löcher hinein, guckte durch. wie leben ? wie vor dem bild gehen ? wie hinters bild schauen ?: so ein gespräch war mit cindy gar nicht zu führen. sie hätte gesagt: wie ein zweites bild bauen, ein drittes, ein nächstes? wie so breit und weit und hoch stapeln, dass wir in den stapeln verschwinden, undurchlässig werden, nichts mehr spüren ? (ein sandwich!, haha!) und wie dann einen großen hammer finden, mit dem wir alles zerschlagen, alles kaputt hauen zu einer musik, die uns den puls in die ohren treibt, bis es dröhnt, wie ?

war cindy la maine für mich ein „phänomen“ ?
ja.

stellte sie mit mir etwas unrevidierbares an ?
ja.

ist sie die ursache, der grund, all das hier aufzuschreiben ?
nein.

lehrte sie mich die kunst des cocktailmixens ?
ja.

muss ich zurückgehen in der zeit, um mein verhältnis zu cindy la maine zu verstehen?, w-e-i-t zurück ?, hinein in eine episode, die nicht das geringste mit ihr zu tun hat ?
ja und ja und ja.

oha!