sonntag, 12. april 2020, 9:05


liebe angestellte,
liebe arbeitende bevölkerung,

ihr schuftet noch – in eurer welt! ihr habt noch aufgaben!

ihr seid noch verklemmt, entfremdet, nie-bei-euch.

ihr denkt noch sehnsüchtig an sandstrände auf kapverdischen inseln. ihr denkt noch an freiheit, freizeit, einen cocktail mit papierschirm im glas, an dampfbäder und schokoladenmousse. ihr habt noch pläne. ihr wollt ausgehen. einen baum pflanzen. mal unvernünftig sein.
euch bringt noch die stromrechnung um den verstand.

ich habe all das nicht mehr.

die hand der frau, die meine linke schulter knetet, berührt mich nicht.
die tagesration an kohlehydraten reizt mich nicht zur kritik.
ich lese ihn nicht mehr, meinen therapieplan.
ich werde abgeholt, ich mache mit; doch die interpretation der mandalas überlasse ich den professionalisten, die mir die buntstifte reichen. die deutung meiner knochen denen, die mich biegen. das wissen um die injektionen jenen, die mir die schläuche anlegen. und die ansprache schließlich jenen 5 zerquetschten, die überhaupt noch reden.

ich gab alles für euch: eine weltumrührende wut.
wenn die kräfte schwinden, schwindet auch sie. (seid gnädig!)

(sagt mir): welches pulver mischt man mir ins püree?
was / was / was soll ich SCHLUCKEN?


schickt weiterhin kistenweise
energydrinks, starken kaffee & kokain
an euren
kunden-als-könig,

ritschy



ps.: ich sah das haus aus glas im tagtraum auf dem kanapee. –
ich schlug zu. – ich schlug daneben.